Mangart

Jahr: 2012 Seiten: 354 Letzte Tage des Jahres 2005. In den Bergen an der Grenze zwischen Friaul und Slowenien legt eine Polarkälte die Aktivitäten in den Tälern lahm und beschmiert die Wände der wichtigsten Gipfel mit Verglas. Darunter sticht Mangart hervor, achthundert Höhenmeter mit wenigen Griffen, an dessen Nordwand ein einsamer Bergsteiger, Flavio Ferrari, versucht, eine neue Route zwischen Felsen und Eis, das die Risse verstopft, zu erklimmen. Er legt jeden Tag hundert Meter zurück und schläft in einem Goretex-Bett, das über dem Hohlraum hängt, wo er durch Erhitzen des Schnees gefriergetrocknete Suppen kocht. Zu Hause ließ Flavio niemanden zurück und im Friaul weiß niemand von ihm. In dem Auto, das ihn von Mailand dorthin brachte, hinterließ er weder Fahrkarten noch Hinweise darauf, wohin er – wenn überhaupt – gehen und nach ihm suchen sollte. Es ist seine Art, in die Berge zu gehen, streng ethisch und vor allem autistisch. Genauso wie er. Doch dieses Mal hält die Einsamkeit nicht an. Ohne es zu wissen und ohne es zu wollen, steht er kurz vor einem Showdown, der mit alten Ereignissen, den Massakern des Bosnienkrieges, verknüpft ist. Er landet mittendrin und als er die Chance hat, alles aufzugeben, beschließt er, es durchzuziehen, weil er versteht, dass diese Geschichte auch seine Geschichte ist.