Cervino

Jahr: 2002 Seiten: 82 Henri Maldiney gilt als einer der größten Philosophen unserer Zeit. Sein unverwechselbarer Stil zeichnet „Das Matterhorn“ aus, ein Essay, der auf tiefgründige und überraschende Weise vom berühmtesten der westlichen Berge erzählt. Eine Herausforderung ähnlich der des Extrembergsteigers. Im Wechsel von Ausdehnung seiner Konturen und Konzentration in ihnen schafft der Berg einen gegenseitigen Austausch von Erde und Himmel, in dem ihre grundsätzliche Einheit zum Vorschein kommt, bevor sich beide als geschlossene Einheit in sich etablieren. Wir erleben somit die Manifestation eines diffusen Raums, der aus einem aufsteigenden diastolischen Impuls und einer absteigenden systolischen Ansammlung besteht, die untrennbar miteinander verbunden sind. In diesem Sinne ist es nicht falsch zu sagen, dass das Erscheinen des Berges eine völlige Veränderung des Abstands zwischen Himmel und Erde herbeiführt: Es geschieht nicht in diesem „Dazwischen“, aber es ist seine Grundlage, es macht die beiden gleichzeitig und verbindet sie sie in eine einzige Form. Richtungen, die von einem zum anderen und umgekehrt gehen und so ihrem Antagonismus, ihrer unangenehmen Ambivalenz ein Ende setzen.